Holger Kaiser wird neuer Trainer des TSV Ladbergen
Das ist ein Ding und dürfte für Gesprächsstoff in Handballerkreisen sorgen: Holger Kaiser wird ab der kommenden Saison neuer Trainer des Landesligisten TSV Ladbergen. Im Deutschen Handball hat der 52-Jährige so ziemlich alles erlebt, war als Trainer und Manager viele Jahre in der ersten und zweiten Bundesliga aktiv, hat zudem für den DHB gearbeitet. 2014 wurde er hauptamtlicher Geschäftsführer beim Zweitligisten TV Emsdetten. Aus internen Gründen trennten sich die Wege im November 2017. Seitdem war es ruhig geworden um Holger Kaiser. Bis jetzt.
„Es war ein reiner Zufall“, versichert Stefan Ferlemann, Sportlicher Leiter des TSV Ladbergen. Nach der Trennung im Winter von Giedrius Cerniausaks hatte Patrick Tuttmann übernommen. Der hatte aber gleich erklärt, nur bis Saisonende zur Verfügung zu stehen. „Holger Kaiser kenne ich seit über 30 Jahren, er war mein Kreisauswahl-Trainer. Seitdem ist der Kontakt nie abgebrochen. Jetzt hatte ich ihn angerufen, um Informationen über einen Spieler zu bekommen. So sind wir ins Gespräch gekommen. Er sagte, dass er wieder ins Trainergeschäft einsteigen möchte, ich entgegnete, dass wir jemanden suchen. So kam eins zum anderen.“ Ihm zur Seite stehen wird Partick Schröer. Der langjährige Spieler der ersten Mannschaft arbeitet künftig als Co-Trainer.
Keine Rolle spiele dabei das Geld, betont der Sportliche Leiter. Gehälter wie in der ersten oder zweiten Liga könne der TSV ohnehin nicht zahlen. „Finanziell werden wir uns nicht übernehmen“, stellt Ferlemann klar. „Wir haben nicht im Lotto gewonnen oder so und machen keine verrückten Dinge. Es ist ein reiner Freundschaftsdienst, und dafür bin ich Holger Kaiser auch äußerst dankbar.“
Bis zu seiner Trennung vom TV Emsdetten im Herbst vergangenen Jahres habe Holger Kaiser viele Jahre mehr Büroarbeit erledigt, jetzt wolle er einfach wieder als Trainer arbeiten. Das Konzept des TSV, das Umfeld, die junge Truppe und die Möglichkeit aufgrund der Zugänge Dustin Mechelhoff (ASV Hamm), Jens Giesbert (ASV Senden) und Paul Schedeit (Ibbenbürener SV) hätten ihn einfach sehr interessiert. „Nach vielen Gesprächen sind wir uns schließlich einig geworden.“, betont Stefan Ferlemann. Im Juni geht es mit der Vorbereitung los. Dann heißt es für Holger Kaiser Landesliga statt Bundesliga.
Holger Kaiser
Holger Kaiser hat eine Rundreise in Sachen Handball hinter sich. Als Spieler begann er einst bei der TG Münster, wo er auch seine erste Trainertätigkeit aufnahm. Es folgten Stationen beim TuS Hiltrup, den er vor dem Abstieg aus der Oberliga bewahrt, die SpVgg Versmold führte er in die 2. Bundesliga. Dort war er mit dem TV Emsdetten zu Hause, ehe er sich an die Ahlener SG band. Als Trainer und Manager hatte er dort die Dinge im Griff und führte das Team 2006 bis in die Relegation zur 1. Bundesliga, wo man letztlich am TSV Bayer Dormagen scheiterte.
Die Erstliga-Luft schnupperte Kaiser beim SC Magdeburg, den er finanziell sanierte und sportlich so stark aufstellte, dass letztlich ein Europacup-Triumph heraussprang. 2009 heuerte der heute 52-Jährige in Flensburg an, wo ihn in erster Linie sportliche Sanierungsarbeiten erwarteten. Er machte Geschäftsführer Lubomir Vranjes zum (Welt-)Trainer, rüstete den Kader auf und behielt dabei auch das finanzielle Sanierungskonzept im Blick. Flensburg-Handewitt übernahm die Rolle der zweiten Kraft im Lande hinter dem THW Kiel, schmückte sich mit Triumphen auf europäischem Parkett, wurde zu einer gefragten Adresse.
Gefragt wurde auch Kaiser, den die Handball-Bundesliga (HBL) 2012 nach Dortmund lockte. Die Strukturreform musste auf den Weg gebracht und verabschiedet werden.
Er vollendete es. Nur Schreibtischarbeit war aber nicht sein Ding. So zog es ihn 2014 zum TV Emsdetten, für den er bis Ende 2017 als hauptamtlicher Geschäftsführer tätig und dabei immer nahe an der Mannschaft war.
Bericht WN 18.05.2018 Alfred Stegemann